Der Hunde-Blog

Weil weniger eben doch mehr ist

Gerade bei Hausbesuchen passiert es mir ganz oft, dass ich die Wohnung betrete und mich fühle, wie im Småland für Hunde. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich manchmal gerne mit den Hunden tauschen würde. Da gibt es in 1(!) Zimmer 3(!) Hundebetten/Liegeplätze (der Hund schläft natürlich lieber auf der Couch). Überall auf dem Boden verteilt liegen Bälle, Stofftiere, Kauartikel und Socken, die sich der geliebte Vierbeiner zu eigen gemacht hat.

“Aber er soll sich doch nicht langweilen, wenn ich keine Zeit für ihn habe”

Ich bin immer wieder fasziniert, wie viel Platz – und das meine ich nicht nur räumlich gesehen – der Hund in “seinem” Zuhause einnimmt. Da sitze ich auf der Couch und werde mit Spielsachen überhäuft, immer mit der freudigen Erwartung, ich solle doch jetzt bitte mitspielen. Oder ich sitze auf dem Stuhl am Küchentisch und der Hund kommt angeflogen und liegt mir plötzlich ganz gemütlich im Kreuz. Wirklich passiert! Und es wäre auch total witzig, wenn es nicht auf der anderen Seite so traurig wäre.

In der Regel frage ich in diesen Fällen relativ schnell nach, wie man sich denn mit dem Hund beschäftige und ebenso schnell erfolgt fast immer die Antwort “am liebsten spielen wir zusammen Ball”. Einatmen. Ausatmen. Es ist nicht so, dass ich grundsätzlich gegen Ball spielen oder überhaupt gegen Spiel mit dem Hund bin. Aber – ja, es gibt ein großes ABER – nicht, wenn es nicht nur dem Hund schadet, sondern das daraus resultierende Verhalten des Hundes auch dem Besitzer oder schlimmstenfalls noch anderen Personen oder Gegenständen schadet.

Klar kannst du mit deinem Hund spielen. Wenn du möchtest, zeig ich dir gern, wie es richtig geht.

Um es auf den Punkt zu bringen: Erfahrungsgemäß ist das Ballspielen mit dem Hund ein stumpfes Mensch wirft Ball – Hund rennt hinterher und holt Ball – Hund wirft Ball Mensch vor die Füße – Mensch wirft erneut. Was in diesem Moment passiert, sieht für die meisten Menschen nach einer Menge Spaß aus. Was sie leider nicht wissen: Für den Hund spielt sich hier jede Menge im Gehirn ab, was mehr mit einer Sucht als mit Spaß zu tun hat. Es werden Hormone ausgeschüttet, der Hund holt sich seinen Kick und will immer mehr. Nicht umsonst nennt man diese Hunde “Ball-Junkies”.

Aber auch in weniger extremen Fällen erlebe ich es leider viel zu oft, dass niemand den Menschen erklärt hat, dass sie ihrem Hund beibringen müssen, mit Frust umzugehen, seine Impulse zu kontrollieren und auch mal Langeweile aushalten zu können. Und so passiert es, dass Hunde Kinder auf Rollern verfolgen, Jogger oder Radfahrer jagen oder zuhause keine 10 Minuten ruhig irgendwo liegen können, weil sie Herrchen oder Frauchen aufs Klo begleiten müssen.

Langeweile aushalten können ist so wichtig!

Das macht es nicht nur für den Menschen anstrengend, sondern auch für den Hund. Also werde ich ganz häufig zum Spielverderber, verbanne alles mögliche Gedöns vom Boden und gebe klare Anleitung, wie ab sofort mit dem Hund “gespielt” wird und wann es Zeit für die “stille Treppe” ist. Aber wenn das Ergebnis am Ende allen Erleichterung bringt, übernehme ich gern die Rolle des bösen Cops!

Am besten ist es immer, wenn du deinem Hund von klein auf beibringst, dass nicht den ganzen Tag Action angesagt ist, dass man nicht allem, was sich (schnell) bewegt, hinterher rennen muss und dass es manchmal im Leben Situationen gibt, die eben einfach kacke sind, die man aber trotzdem überleben kann. So kann der Hund lernen, dass es manchmal die bessere Strategie ist, sich mal einfach hinzulegen und abzuwarten, statt ständig ein Fass aufzumachen.

Aber auch, wenn das am Anfang versäumt wurde, ist es nie zu spät zum Lernen. In all meinen Trainings, egal ob im Einzeltraining oder in der Gruppe, achte ich sehr pingelig darauf, dass der Mensch lernt, liebevoll aber konsequent mit seinem Hund umzugehen und der Hund lernt, sich selbst zurückzunehmen und seinem Menschen zu vertrauen. Und so passieren dann zum Beispiel diese schönen Geschichten, in denen ein völlig verrückter Terrier plötzlich an der offenen Haustüre sitzt, während Kinder auf ihren Rollern vorbei fahren und dabei gechillter ist als sein Frauchen. Ich liebe Happy Ends!

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Über mich
Informationen über die Hundetrainerin Yvonne Deffner in Limburgerhof

Hallo, ich bin Yvonne!

Hundetrainerin aus Limburgerhof und Autorin dieses Blogs. Auf der “Über mich”-Seite findest du noch weitere Infos über meine Person.

Yeah, Urlaub!

Bis 11.03. bleibt die Hundeschule geschlossen.

Online-Buchungen sind auch während meiner Abwesenheit möglich.